Eines Tages lief einem Bauern das einzige Pferd fort und kam nicht mehr zurück. Da hatten die Nachbarn Mitleid mit dem Bauern und sagten: „Du Ärmster! Dein Pferd ist weggelaufen - welch ein Unglück!“
Der Landmann antwortete: „Wer sagt denn, dass dies ein Unglück ist?“
Und tatsächlich kehrte nach einigen Tagen das Pferd zurück und brachte ein Wildpferd mit.
Jetzt sagten die Nachbarn: „Erst läuft dir das Pferd weg - dann bringt es noch ein zweites mit! Was hast du bloß für ein Glück!“
Der Bauer schüttelte den Kopf: „Wer weiß, ob das Glück bedeutet?“
Das Wildpferd wurde vom ältesten Sohn des Bauern eingeritten; dabei stürzte er und brach sich ein Bein. Die Nachbarn eilten herbei und sagten: „Welch ein Unglück!“
Aber der Landmann gab zur Antwort: „Wer will wissen, ob das ein Unglück ist?“
Kurz darauf kamen die Soldaten des Königs und zogen alle jungen Männer des Dorfes für den Kriegsdienst ein. Den ältesten Sohn des Bauern ließen sie zurück - mit seinem gebrochenen Bein.
Da riefen die Nachbarn: „Was für ein Glück! Dein Sohn wurde nicht eingezogen!“
Glück und Unglück oder Freud und Leid sind nicht nur in der Geschichte kaum zu trennen. Die Trennung von einem Partner oder der Verlust der Arbeit führen bei uns zu Leid und wir wollen, dass dieser Umstand möglichst schnell vorübergeht. Andererseits wollen wir einen perfekten Tag niemals ausklingen lassen. Wir wollen diesen Moment festhalten.
Wir können aber weder die Zeit still stehen lassen noch sie schnell vorspulen.
Was wir aber machen können, jeden Moment mit allen Sinnen erleben. Jeder Moment ist einzigartig und jeder Moment ist eine einzigartige Erfahrung. Auch wenn der Schmerz noch so groß ist, er wird vergehen und kann dein größtes Glück werden.