Da sitze ich nun auf dem Sofa, die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich höre einen Vogel singen, Wolken ziehen am Himmel vorüber, vor mir auf dem Tisch steht ein Glas mit Wein und dennoch ist mir langweilig.
„Langeweile ist das unangenehme Gefühl, eine zufriedenstellende Aktivität ausführen zu wollen, aber nicht zu können.“ Diese Definition stammt von Dr. John Eastwood, einem Professor aus Kanada.
Und da werden ihm wohl viele Leute zustimmen. Damit eben Langeweile gar nicht erst aufkommt, wird das Smartphone hervorgeholt, Serien angeschaut, Papiere sortiert, geplant, angerufen, das Radio eingeschaltet, der Fernseher laufengelassen etc...
Heutzutage stehen uns viele Möglichkeiten offen, um eben nicht alleine zu sein mit den eigenen Gedanken.
Denn wenn wir uns langweilen, ziehen sich die Minuten manchmal endlos, wir werden müde, trinken Alkohol, essen zu viel und ungesünder und üben andere Süchte aus und letztendlich führt dieses Verhalten zur Depression und anderen Krankheiten.
Langeweile beginnt und lässt sich dort auch wissenschaftlich nachweisen im Verstand. Und genau dort lässt es sich auch aushalten und steuern.
Im Zen-Buddhismus gibt es das Bild vom Ochsen. Wenn wir unseren Verstand wildern lassen, wird er hierhin und dorthin laufen, wie ein wilder Ochse. Er hat die Gewalt über uns. Wir haben die Kontrolle verloren und haben das Gefühl nur durch eine Tätigkeit außerhalb von uns einen Sinn und Erfüllung zu finden.
Was wir machen müssen, ist den Ochsen einfangen und ihn das machen zu lassen, was wir wollen, nicht umgekehrt.
Eine Technik dafür aus dem Kundalini Yoga ist die Meditation. Je nach Dauer der Meditation wirkt diese anders.
Eine 3 Minuten lange Meditation wirkt sich sowohl auf das elektromagnetische Feld als auch auf den Kreislauf und das Blut aus.
Dauert die Meditation 62 Minuten verändert dies die graue Substanz im Gehirn.
Die graue Substanz besteht aus Milliarden von Neuronen zu einem Netzwerk gebündelt.
Doch was, wenn man meditiert und sich langweilt?
Das ist mir zu Beginn ständig passiert. Für manche ist das Meditieren leicht, für andere eine große Herausforderung.
Du solltest langsam anfangen, wenn du ganz alleine sitzt und 2,5 Stunden meditieren willst, ist das so, also wolltest du den Mount Everest ohne Training besteigen.
Beginne damit jeden Tag für 2 Minuten zu meditieren. Eine einfache Meditation ist, lege dich aufs Sofa, schließe deine Augen und spüre in deinen Körper und Geist. Was passiert. Hast du den Drang aufzustehen? Musst du was trinken, fällt dir ein wichtiger Termin ein?
Lass die Gedanken kommen, denn sie werden kommen. Die Aufgabe deines Verstandes ist es viele Gedanken zu produzieren.
Lass sie kommen und gehen. Nach 2 Minuten stehe auf und trink ein Glas Wasser.
Wenn du das oft übst, wird sich irgendwann beim Meditieren das Gegenteil von Langeweile einstellen:
Der Flow.
Das kann eine kurze Zeit sein oder das ganze Leben. Der Ochse ist eingefangen, wir spüren keine Unsicherheit mehr, urteilen nicht über uns und lassen die Gedanken einfach kommen und gehen. Wir öffnen uns für alle Möglichkeiten.
Universitäten in Australien und Singapur fanden 2019 in einer Studie heraus, dass Langeweile sowas wie der lodernde Zündstoff für unsere Kreativität und Produktivität ist. «Als Kinder waren wir es gewohnt, unser Vorstellungsvermögen zu nutzen – wir konnten aus einem schlichten Karton eine ganze Festung werden lassen. Für unsere geistige Entwicklung ist das sehr wichtig, denn wir hatten unsere Fantasie in der Hand, waren Herr unserer eigenen Geschichte, hatten die Kontrolle. […] Heutzutage lassen wir uns nur noch von außen stimulieren und unserem Hirn vorgeben, wie es zu arbeiten hat. Nichts davon kommt mehr von uns selbst», sagt die Hirnforscherin Susan Greenfield.
Um zurückzukommen auf den Anfang. In meiner Situation sollte ich die Wolken beobachten und/oder dem Vogel zuhören und einfach abwarten, was passiert.
Du kannst mit der Langeweile anfangen, indem du dir die Musik anhörst. :)